Januar – Juni 2015
Wien, 20. Juli, 2015
VEREINSCHRONIK
Januar-Juni 2015
Der Text des hier zu lesenden Vereinsberichtes wurde zum Teil aus Arbeiten von Katalin Weber und Zsófia Somer Palágyi (ORF Burgenland) übernommen, (http://volksgruppen.orf.at/magyarok/) bzw. von Szilvia Mentsik und András Smuk verfasst.
Am Donnerstag, den 15. Januar fand die erste diesjährige Veranstaltung des „Europa”-Clubs statt: Die mit dem Preis Ungarisches Erbe ausgezeichnete Gesangskünstlerin und Volksliedsängerin Laura Faragó präsentierte ihr Programm, die Glaubens- und Melodienwelt der im Komitat Baranya lebenden moldauischen Ungarn mit dem Motto „Szép illatja száll a víg szívemre”.
Eingeleitet wurde der Abend von der Ethnologin Rozália Kóka, Meisterin der Volkskunst, der mit dem Preis Ungarisches Erbe geehrten Märchenerzählerin, Volkslieder- und Volksmärchensammlerin. Mitwirkende: die junge Volksliedsängerin Márika Sárközi.
Im ersten Teil des Abends sprach Rozália Kóka – selbst Szeklerin aus der Bukowina – über das bittere Schicksal der Tschango-Ungarn, die Aussiedlungen der Szekler aus der Bukowina.
Laura Faragó erlangte 1970 ihre landesweite Bekanntheit, als sie beim Fernsehwettbewerb Röpülj páva den ersten Platz erreichte. Im darauffolgenden Jahr gewann sie beim internationalen Volksliederwettbewerb in England unter 42 Teilnehmern aus 38 Ländern ebenfalls den ersten Platz. Sie studierte an der Musikakademie, ihre Facharbeit schrieb sie aus Daten ihrer Forschungen und Sammlungen bei den Tschangos im Komitat Baranya. Das Sammeln war eine Zeitlang beinahe in Vergessenheit geraten, erwachte aber 2014 nach einer Pause von über 40 Jahren wieder. Aufgrund dieser Forschungen brachte sie ein Buch mit einer beigelegten CD mit dem Titel „Szép illatja száll a víg szívemre” zur 85. Festwoche des Buches heraus. Als Anerkennung dieser Arbeit wurde ihr der Preis Ungarisches Erbe verliehen. In dem auch während der Veranstaltung präsentierten Buch sind Schicksale und Angaben mit ewiger Gültigkeit aus der Vergangenheit und der Kultur des Ungartums nachzulesen.
Der Abend, der das Erbe, den Volksliederschatz der Szekler in der Bukowina vorstellte, war gleichzeitig auch eine Veranstaltung, die das Interesse für die bevorstehende große Studienreise des „Europa”-Clubs in die Dörfer der Szekler aus der Bukowina in den Komitaten Baranya und Tolna wecken sollte, wo Rozália Kóka die Reiseleitung übernahm.
29. Januar 2015. An diesem Tag fand die reguläre Jahresvollversammlung des „Europa”-Clubs statt, auf der sich András Smuk, Vorsitzender des Klubs, in seiner Einleitung bei den Mitgliedern und den fleißigen Organisatoren bedankte. In diesem Jahr gab es keine Neuwahl der Leitung, sie erfolgt nach dem neuen Statut nur alle zwei Jahre.
Der Jahresbericht der Vollversammlung bestand aus mehreren Teilen, die jeweils ein anderes Mitglied der Leitung abhielt oder präsentierte (z.B. László Sas, Szilvia Mentsik, József Tarjányi und Béla Koleszár), und zu denen auch Bilder gezeigt wurden. Anschließend folgte der Finanzbericht von Endre Kautny und Csaba Pusztay. Auf der Vollversammlung wurde betont, dass der Klub mit der Zahl der Mitglieder, der Einzahlung der Beiträge und den Besucherzahlen der Veranstaltungen sehr zufrieden ist.
Das größte Zukunftsprojekt des Vereins wird die Aufstellung einer Büste des Heiligen Stephans an der einstigen St. Stephans-Kirche in Bad Deutsch-Altenburg sein. Ferner wurden die Mitglieder über die Programme 2015 informiert; die Programmhefte haben die Mitglieder schon per Post zugeschickt bekommen.
Nach der Vollversammlung berichtete der Historiker Dr. Csaba Szabó in einem Lichtbildervortrag über die besonders reichen und wissenswerten historischen ethnografischen, literarischen (Mikszáth, Madách) und geologischen Informationen der Region Börzsöny, Cserhát und des westlichen Palozenlandes.
Am 12. Februar fand im Collegium Hungaricum der Vortrag Von Serbien bis Italien – Die Geistersoldaten der Eselsinsel, die Geschichte eines verheimlichten Todesmarsches” statt. Der Diaspora-Forscher, Journalist und Literaturhistoriker Gábor Margittai kam auf Einladung des „Europa”-Clubs in die österreichische Hauptstadt, um über Ereignisse im Zusammenhang mit den Soldaten zu berichten, die während des Ersten Weltkrieges in Gefangenschaft geraten waren.
Der Diasporaforscher besuchte als Tourist die Eselsinsel auf Sardinien, die einst eine Gefängnisinsel der sizilianischen Mafia, davor ein Straflager für Terroristen und Mörder, vor hundert Jahren die Hölle für die Soldaten der Österreichisch-Ungarischen Monarchie war.
Gábor Margittai befasst sich mit den ungarischen Gemeinschaften als Minderheit im Karpatenbecken. Die auf der Insel befindlichen, von Menschen aus Ungarn errichteten Bauwerke und Denkmäler veranlassten ihn, die Geschichte der Insel zu erforschen. Im vergangenen Oktober ist sein Buch Geistersoldaten der Eselsinsel erschienen.
In dieser Publikation sind die Ereignisse zu Beginn des Ersten Weltkrieges nachzulesen, als die 1914 auf dem serbischen Kriegsschauplatz in Gefangenschaft geratenen Soldaten 800 km lang auf dem Balkan getrieben, dann tagelang in Dampfern für Viehtransporte befördert wurden, bis sie Sardinien erreichten. Von den 85.000 Gefangenen konnten lediglich 6.000 heimkehren, viele erst, als der Krieg schon längst zu Ende war. Die meisten Heldentoten stammten aus Ungarn.
Den Anlass für den Vortrag lieferte die Tatsache, dass die Mitglieder des „Europa”-Clubs im Vorjahr in Montenegro und der Bucht von Kotor waren und dort auch Gedenkstätten des Ersten Weltkrieges aufsuchten. Daher kam die Idee, in Wien einen Vortrag zu organisieren, der einen tieferen Einblick in den Hintergrund der historischen Ereignisse bietet.
14. März 2015. Erfolgreiche Gedenkfeier 1848 in Wien
Der Runde Tisch der Ungarischen Organisationen in Österreich und dessen Mitgliedsvereine gedachten der Ereignisse der Revolution und des Freiheitskampfes 1848/49 im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung an der Bessenyei-Büste in Wien sowie im Collegium Hungaricum. Sie war sehr erfolgreich, denn es waren mehrere ungarische Vereine vertreten, und zwar nicht nur ältere Mitglieder, sondern auch die junge Generation.
Der 15. März bedeutete den Beginn der Revolution und des Freiheitskampfes 1848/49 und ist der Tag des Entstehens des modernen parlamentarischen Ungarns. Die Vereine gedachten des Leibgardenoffiziers György Bessenyei, der führenden Gestalt der sich erneuernden ungarischen Literatur.
Das Délibáb-Ensemble trug Kossuth-Lieder vor, András Pataki rezitierte Gedichte. Der Historiker und Archivdelegierte Gábor Kiss erläuterte den Teilnehmern den historischen Hintergrund der Ereignisse. Anschließend kam es zur Kranzniederlegung. Im Collegium Hungaricum begrüßten István Radda, stellvertretender Vorsitzender des Runden Tisches, und András Smuk, Vorsitzender des „Europa”-Clubs, die Gäste.
Festredner war der ehemalige Außenminister Dr. János Martonyi, ebenfalls Ehrengast der Veranstaltung. „Die Freiheit der Ungarn ist eine einladende Freiheit”, sagte er unter anderem in Wien. Die gesamte ungarische Nationalstrategie baut auf die Botschaft der Ungarn auf, sie kann nicht aus einem Gemisch politischer Produkte und taktischer Übertreibungen bestehen, fuhr er fort. Er betonte: Die ungarische Nationalstrategie hat die Botschaft, einander aufzunehmen, die Welt und deren Werte zu verstehen. Ferner hob er in seiner Rede hervor, dass die Freiheit der Ungarn niemals egoistisch oder Selbstzweck war, sie zielte niemals auf Isolierung, Abschottung. Es gibt keine individuelle Freiheit und individuelles Recht ohne Gemeinschaftsrechte, sagte er abschließend.
Im Musikprogramm waren die Ungarische Phantasie Pastorale op 26. von Ferenc Doppler sowie die I. Ungarische Rhapsodie von Ferenc Liszt (Klavierduo) und die Nationalhymne zu hören. Es durfte auch die Internationale Donau-Philharmonie nicht fehlen: Das anerkannte Orchester beteiligte sich mit einer Konzertreihe.
28. März 2015: Kabarettprogramm Gruppen-Hecc
An diesem Wochenende führte das Kabarett-Ensemble Gruppen-Hecc aus Neumarkt/Marosvásárhely/Tirgu Mures sein Programm mit dem Titel „1. Dezember Boulvard” im Theatersaal der Wiener Komensky-Schule auf. Das Kabarettprogramm des 25jährigen Gruppen-Hecc-Ensembles ist immer ein heiterer Bestandteil in der Vortragsserie des Veranstalters „Europa”-Club mit vorwiegend historischen Themen.
Es besteht immer großes Interesse in Wien an den Vorstellungen des Ensembles. Das war auch diesmal nicht anders, denn der Theatersaal der Schule war bis zum letzten Platz ausverkauft. Das Programm des „Europa”-Clubs fand erstmals in der Komensky-Schule statt, die auch künftig ein geeigneter Schauplatz zu sein verspricht, sagte András Smuk, Vorsitzender des Vereins. Das Ensemble arbeitet aktuelle politische Themen auf, nimmt aber auch die heutigen Folgen vergangener Ereignisse aufs Korn. István Nagy, Schauspieler des Ensembles Gruppen-Hecc, erläuterte dazu: „Im Sinne des Friedensvertrages, der den Ersten Weltkrieg beendete, wurde auch Siebenbürgen zum Bestandteil Rumäniens. Der 1. Dezember ist der größte rumänische Feiertag, zugleich auch das Datum des Anschlusses Siebenbürgens an Rumänien. Dieser Feiertag bedeutet allerdings für die Rumänen und die Ungarn nicht dasselbe. Die Schauspieler von Gruppen-Hecc behandeln dieses Thema in diesem Stück. „Wir sind Augenzeugen der ‚Boulvardisierung’ eines Nationalfeiertages, die nicht wir, sondern diejenigen verursachten, die mit der Strenge lächerlicher Gesetze normalen Menschen ein Mitfeiern um jeden Preis aufnötigen wollen!”, sagte er.
16. April 2015. Béla Nóvé: Waisen der Revolution. Der Historiker, Essayist und Verfasser von Studien sowie Dokumentarfilmemacher Béla Nóvé hielt auf Einladung des „Europa”-Clubs den Vortrag „Das Schicksal der emigrierten und remigrierten Jugendlichen der Revolution ’56” in Wien. Einige von ihnen saßen sogar im Zuschauerraum. Der Wiener Vortrag galt als Premiere, da Béla Nové erstmals die Früchte der Arbeit der vergangenen fünf Jahre zeigte. Dem Vortrag folgte die Präsentation einer Zusammenstellung aus einem reichen Fotomaterial. Als Ergebnis einer intensiven Forschungsarbeit von fünf Jahren hob er die Fakten hervor, dass es unter den 200.000 ungarischen Flüchtlingen, die nach der Niederschlagung der Revolution und des Freiheitskampfes 1956 über die österreichische Grenze Ungarn verlassen hatten, 20.000 Kinder gab, deren Eltern starben oder verschollen waren. Außer Erwachsenen und Familien machten sich 1956 unzählige verwaiste Kinder auf den Weg in den Westen in der Hoffnung auf ein freieres und schöneres Leben. Béla Nóvé ging weiter darauf ein, dass 15% der Altersklasse zwischen 15-24 Jahren 1956 in den Westen ging. Zwei Drittel von ihnen waren Männer und über die Hälfte kam aus Budapest. Unter ihnen gab es 10.000 Kinder unter 15 Jahren, die das Land ohne Eltern verließen. Ihr Schicksal nahm unterschiedliche Wendungen: Die Glücklicheren konnten die österreichischen oder eben die jugoslawischen Flüchtlingslager innerhalb kurzer Zeit verlassen, um in einem der 36 Aufnahmeländer ein neues Leben zu beginnen. Sie wurden bei Familien und in Jugendheimen aufgenommen, wo sie die fremde Sprache lernen, ihre Ausbildung abschließen und ihre Karriere aufbauen konnten.
Eine solche Vergangenheit hatte auch der anwesende István Radda, der am Ungarischen Gymnasium in Innsbruck gelernt hatte, dann nach Wien kam, wo er die Funktion des Sekretärs der Gemeinschaft des Runden Tisches der Ungarischen Organisationen in Österreich übernahm.
Andere Flüchtlingskinder irrten ohne Papiere durch verschiedene Länder und lebten von Sozialhilfe und Gelegenheitsarbeiten. Zahlreiche ungarische Waisen schlossen sich der US-Armee und der Französischen Fremdenlegion an. Diese Kinder waren später auch in den Kriegen in Algerien und Vietnam. Am meisten waren diejenigen dem Schicksal ausgeliefert, die ihr Heimweh zurück nach Ungarn führte. Jedes dritte-vierte Kind ging nach Ungarn zurück. Für viele endete das Leben im Gefängnis, oder sie führten – auf Befehl der Staatssicherheit – ein Dasein als Spitzel. Béla Nóvé ist gleichzeitig ein Chronist und Akteur der Jahre der Willkürherrschaft in Ungarn.
Béla Nóvé traf sich mit einem Dutzend Kronzeugen in Frankreich, die einst als verwaiste Kinder Ungarn verlassen hatten und von der Sehnsucht nach Zugehörigkeit getrieben in die Französische Fremdenlegion eingetreten waren. Der Historiker macht gegenwärtig einen Dokumentarfilm über sie mit dem Titel „Patria Nostra”, den er neben seinen anderen, früher erschienenen Filmen im Zusammenhang mit 1956 gern auch dem Publikum in Wien zeigen würde.
Am 24. April 2015 wurde der Film RECSK (1950–1953) – die Geschichte eines geheimen Zwangsarbeitslagers von Géza Böszörményi Géza und Lívia Gyarmathy aufgeführt. Der Vorsitzende des Verbandes von Recsk Béla Krasznay konnte unserer Einladung wegen seines hohen Alters leider nicht folgen, hat uns aber eine kurze Videobotschaft als Einführung geschickt.
In dem nach dem Muster sowjetischer Gulags organisierten Lager waren die ohne Gerichtsurteil verschleppten etwa 1.500 Gefangenen im Steinbruch von Recsk unter miserablen Lebensbedingungen im Dauereinsatz. Sie wurden oft mit tierischer Grausamkeit gezüchtigt, misshandelt und mussten oft hungern. Es entstand eine dramatische Atmosphäre, als sich ein einstiger Gefangener aus Recsk, der in Wien lebende Dániel Kis, zu Wort meldete und seine mit Absicht verbrannte linke Hand zeigte. Im Vorwort seines in Vorbereitung befindlichen Buches schreibt er: „Im Namen derer, die keine Zukunft mehr, nur eine in den Schmutz getretene Vergangenheit haben, die ohne ein Wort die Staatssicherheit AVO, die Aussiedlung, die Internierung, Recsk und den Galgen erlitten. Sie sind es gewohnt zu schweigen (…) Den vielen Erniedrigungen folgte keine Entschädigung.”
Dániel Kis schätzt die Zahl jener, die Recsk überlebten und noch am Leben sind, auf etwa 20 bis 30.
An der Veranstaltung nahmen die in Wien lebenden Enkelkinder des verstorbenen Zsigmond Aykler teil, die sich anschließend noch mit Dániel Kis unterhielten.
9. Mai 2015. Ungarischer Abend aus der Wart in Wien
Auf Einladung des Wiener ungarischen Kulturvereins „Europa”-Club stellten sich die Gruppen des Ungarischen Kulturvereins aus dem Burgenland, der Gesangskreis, die vor kurzem gegründete Kapelle Csörge sowie die Tänzer der Volkstanzensembles Virgonc und aus Őrisziget an diesem Tag dem Wiener Publikum vor.
„Wir haben gemerkt, dass wir uns seit der Wende viel zu sehr an Vortragenden und künstlerischen Gruppen aus Ungarn orientierten. Es ist sehr lange her, dass bei uns eine ungarische Gruppe oder ein Verein aus dem Burgenland war. Das wollen wir ändern, und uns in Zukunft öfter entweder hier in Wien, oder im Burgenland treffen,” sagte der Initiator des Abends und Leiter des „Europa”-Clubs András Smuk. „In Wien glauben wahrscheinlich immer noch viele, dass die Ungarn im Burgenland ungarisch sprechende Österreicher sind, und nur wenige wissen, wie intensiv sie ihre Identität bewahren, die Traditionen und die Sprache pflegen”, fügte der Leiter des „Europa”–Clubs hinzu.
Zum Programm in Wien kamen Teilnehmer aus Unterwart, Oberwart und Siget in der Wart, unter ihnen auch József Horváth, Bürgermeister von Unterwart. Írisz Zsótér, Leiterin des Ungarischen Kulturvereins im Burgenland, stellte den Kulturverein und die vielseitige Tätigkeit in Siget in der Wart von Kinderkursen über Ferienlager und pannonische kulinarische Veranstaltungen, Konzerte und Pädagogenforen bis hin zu Theaterabenden und eigenen Publikationen in einem Vortrag mit Film vor.
Nach der Präsentation bekam das Publikum eine „Kostprobe” von dem Dialekt in Siget in der Wart: Evelin Liszt las das Märchen Der goldene Vogel aus der Sammlung von Károly Gaál authentisch, „wie wir zu Hause reden” in der Wart vor.
Im Anschluss daran trat der Gesangskreis unter Leitung von Eszter Villányi mit ungarischen Volks– und Liebesliedern auf. Dann folgten Tänze aus der Raab-Region unter Mitwirkung der Tänzer der Volkstanzensembles Virgonc und Őrisziget, begleitet von der Gruppe Boglya. Dargeboten wurden ferner Betyaren- und Soldatenlieder, aber nicht nur in ungarischer, sondern auch in kroatischer Sprache, denn man wollte „das echte, vielfarbige Burgenland” vorstellen, sagte Zoltán Zsótér, der auch selbst drei Sprachen spricht. ,
Vom Erfolg des Ungarisch-Unterrichtes in der Wart legten zwei Schülerinnen der Volksschule Zeugnis ab: Dóra Kertész aus Siget in der Wart und Ágnes Gál aus Unterwart rezitierten Gedichte. Dann betrat ein noch jüngerer Akteur die Bühne und erntete einen Riesenerfolg: Pistike Zsótér spielte auf seiner Geige die Lieder, die auch sein Großvater noch gespielt hatte.
Auch die vor kurzem gegründete Band Csörge zeigte ihr Können. Abschließend wurden Tänze aus dem Komitat Vas gezeigt. Mit dem Programm ging der Abend noch bei weitem nicht zu Ende: Nach einer kurzen Pause schwangen die Ungarn aus dem Burgenland und Wien im Tanzhaus das Tanzbein. Fortsetzung folgt! Das nächste Mal wird der „Europa”-Club die Region in der Wart aufsuchen.
21. Mai 2015: Konzert „Szállj sólyom szárnyán”
In der gemeinsamen Veranstaltung des „Europa”-Clubs und des Vereins Ungarischer Pädagogen in Österreich Amaped fand im Collegium Hungaricum ein Konzert mit dem Titel „Szállj sólyom szárnyán” statt. Die auftretenden Musiker aus der Slowakei (dem ehemaligen Oberland) Imre Vadkerti, Dávid Sipos und Attila Zsapka boten dem Wiener Publikum vertonte ungarische Gedichte und Evergreens dar.
Die Künstler wählten bekannte Lieder aus ihrem Repertoire aus, die auch den Wiener Zuhörern geläufig waren. Die Mitglieder des Trios geben auch Solokonzerte, denn sie bauen schon seit längerem ihre Solo-Karriere auf. Imre Vadkerti ist seit 2011 Frontman der Kormorán-Band sowie schon seit langen Jahren Künstler des Ungarischen Reiter-Theaters in Komárom. Sein erstes Soloalbum kam im Juni 2014 unter dem Titel Sólyom szárnyán heraus. 2008 gewann Vadkerti beim Fernseh-Casting Társulat die Rolle des Koppány in der Rockoper István, a király in der Aufführung zum 25. Jubiläum. Durch seinen denkwürdigen Auftritt erlangte er eine weitgehende Bekanntheit im Karpaten-Becken, aber auch in Übersee. Als Künstler unternimmt er Gastspielreisen in zahlreiche Länder Europas und in Übersee. Damit trägt er zur Stärkung des Ungarn-Bewusstseins bei.
Der Gedichtsänger Attila Zsapka hat außer der Formation „Szállj sólyom szárnyán” zahlreiche Soloabende, denn er ist Gründungsmitglied der zu den Besonderheiten zählenden, Gedichte singenden Band „Kor-Zár”, außerdem tritt er als Künstler des Ungarischen Reiter-Theaters von Komárom in zahlreichen Bühnenwerken auf.
Bei dem Konzert „Szállj sólyom szárnyán” wirkte Dávid Sipos mit dem Saxophon mit.
28-30. Mai 2015: Ausflug des „Europa”-Clubs zu den Szeklern aus der Bukowina
Mit erschütternden Erlebnissen kehrten die Teilnehmer der Studienreise des „Europa”-Clubs heim. Diesmal war die Umgebung von Pécs und Bonyhád – beides ein besonderes historisches und kulturelles Erbe – das Reiseziel. Aufgesucht wurden neben den beispiellosen historischen Werten von Pécs auch die Dörfer der Szekler aus der Bukowina und Siebenbürgen in der Umgebung von Bonyhád.
Das erste Ziel des dreitägigen Ausflugs war Pécs, wo die Besucher die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, die Kathedrale, die altchristlichen Grabkammern, die ein Weltkulturerbe der UNESCO bilden, sowie architektonische Denkmäler aus der Türkenzeit besichtigten.
Am zweiten Tag ging es nach Bonyhád und Umgebung, wo sie sich mit Szeklern aus der Bukowina trafen. Der Empfang war voller Emotionen und erschütternd, erzählte der Vorsitzende des „Europa”-Clubs, Die Reiseleiterin war diesmal die Ethnografin Rozália Kóka, die auch selbst eine Szeklerin aus der Bukowina und als solche eine ausgezeichnete Kennerin der Geschichte der „herumstrolchenden” Ungarn ist. „Als Maria Theresia 1764 die Grenzwache neuorganisiert hatte, mündete die gewaltsame Rekrutierung im Szeklerland in das Gemetzel bei Madéfalva. Danach flüchteten mehrere Tausend Szekler über die Grenze in die ostrumänische Moldau und ließen sich zum Teil unter den Tschangos nieder. Nachdem das Habsburgerreich 1774 die Bukowina erworben hatte, sammelte General András Hadik einen Teil der zerstreuten Szekler und siedelte sie in fünf Dörfern der Bukowina an. So entstand das Szeklertum in der Bukowina.”
Im Laufe der Jahrhunderte wanderten Tausende von ihnen aus. Den Rest der Szekler aus der Bukowina siedelte die ungarische Regierung 1941 in der Vojvodina an. Im Herbst 1944 erreichten Titos Partisanen die Batschka, hinter ihnen die früher geflüchteten Serben, sodass die Szekler aus der Bukowina schon wieder fliehen mussten. Den Kriegswinter überstanden sie in Westungarn. 1945 wurden 13.000 Szekler aus der Bukowina in den Komitaten Tolna und Baranya untergebracht. Ihre alten Traditionen, ihre Kultur und ihre Bräuche, die für ihre Volksgruppe charakteristisch sind, haben sie bis heute bewahrt.
Für den Wiener Ungarischen Kulturverein ist es ein wichtiges Anliegen, die ungarischen Wurzeln aufzusuchen, wo es ungarische Gedenkstätten, kulturelle Andenken gibt. Er hat vor über 20 Jahren mit heimatkundlichen, kulturhistorischen Studienreisen im Karpaten-Becken begonnen. Es wurden aber auch Reisen nach weiteren Zielen, so etwa nach Rom, Mailand oder Paris organisiert, um nach ungarischen Zeugnissen zu suchen. Die nächste Reise geht dann laut Plan im September nach Sizilien, wo man ebenfalls Spuren der Ungarn-Verbindungen entdecken will.
Inzwischen ist das neue Jahrbuch des „Europa”-Clubs erschienen, das den Titel Építőkövek (Bausteine) trägt und die Texte der 2014 gehaltenen Vorträge enthält. Wir wagen zu behaupten, dass auch das Herbstprogramm des Vereins sehr interessant und niveauvoll sein wird.