Tätigkeitsbericht 9/2008
RUNDSCHREIBEN
Von wo und wohin?
Auf reiche Erfahrungen aus 44 Jahren stützend möchte der „Europa”-Club seinen Mitgliedern nach wie vor solche Kulturprogramme bieten, die sich die ungarischen Traditionen vor Augen halten, dabei jedoch sensibel auf die geistigen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts achten.
Unser Wunsch wäre es, wenn – bildhaft formuliert – unser Verein wie ein hoch gewachsener Baum wäre, dessen Wurzeln in österreichischem Boden wachsen, aber von ungarischem Regen berieselt, ernährt wird.
Zu tun gibt es reichlich, wenn wir unseren selbst gesteckten Zielen gerecht werden wollen, nämlich: unsere grundlegenden Werte zu schützen, offene Mentalität zu pflegen und sowohl den engeren als auch die weiteren Gemeinschaftskreis zusammenzuhalten. Bei diesen unseren Tätigkeiten werden wir immer mehr auch Ihre aktive Beteiligung benötigen, insbesondere deshalb, weil unser Gemeinschaftsleben stark im Begriff der Veränderung ist. Die langsam aussterbenden Reihen der ehemaligen 56er Generation werden von sogenannten Migrations-Ungarn gefüllt, die Arbeit suchen und auch finden, aber die zum Teil Programme anderer Art brauchen. Darauf müssen wir natürlich reagieren und das tun wir auch. Ein gutes Beispiel liefert dafür unsere Veranstaltungsreihe im Frühjahr 2008, hier kurz zusammengefasst:
Am 17. Januar begann das diesjährige Programm mit einem Vortrag. Unser erster Gast war der zu dieser Zeit noch als Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften fungierende Prof. SZILVESZTER E. VIZI. In seinem Referat mit dem Titel Das ungarische wissenschaftliche Leben und die Gesellschaft hob er hervor, dass im Europa des 21. Jahrhunderts nur jene Nation konkurrenzfähig agieren kann, die Anspruch auf Wissen hat, den Wissenschaften gegenüber empfänglich ist und auf Neues sensibel reagiert.
Am 31. Januar – nach der ordentlichen Jahresversammlung – haben wir uns den Videofilm von LÁSZLÓ JUHÁSZ: Ungarische Gedenkstätten in Polen gezeigt, den er während unserer Club-Reise vom 29. Mai bis 3. Juni 2007 gedreht hat. Begleitet wurde diese Reise nicht nur durch die Geschichte der Kreuzritter, sondern auch durch den Zauber zahlreicher ungarischer Erinnerungen und Gedenkstätten.
Am 14. Februar war ZOLTÁN CSÁKY, Hauptmitarbeiter und Redakteur im Duna TV, zu Besuch bei uns. Er hat einen hochinteressanten Bericht über die Expansion der rumänischen Orthodoxie auf siebenbürgischem – von nur Ungarn bewohntem Territorium gebracht, der den Titel „Unsere schrumpfende Nation – oder Landnahme mit Zwiebeltürmen“ trug. Csáky hob u.a. hervor, dass hierbei die religiöse Absicht völlig mit dem rumänischen gesamtnationalen Machtziel übereinstimmt.
Am 23. Februar fand der Auftritt des Volkstanzensembles BOKRÉTA aus Szany statt, das mit seinem Programm Tänze aus dem Zwischen-Raab-Gebiet stürmischen Beifall erntete. Am Ende wurden die begeisterten Zuschauer zum Mittanzen aufgefordert.
Am 11. März hielt VIKTOR SZABADOS, Vorsitzender der Vereins Ungarischer Studierender (MDE-VUS), einen außerordentlich interessanten Bericht zum Thema Ungarische Studenten an Wiener Universitäten. Sein Bericht gab Antwort auf Fragen, zum Beispiel wie viele ungarische Studierende es an Universitäten der österreichischen Hauptstadt gibt, was sie studieren und welche Möglichkeiten sie haben, eine Anstellung zu finden. Zum Schluss konnte man ein Musikprogramm der Studenten genießen.
Am 3. April erfreute uns die Volkskünstlerin ROZÁLIA KÓKA, Trägerin des Preises Ungarisches Erbe, Sängerin und Märchenerzählerin, mit lustigen und pfiffigen Märchen und Liedern. An diesem Abend wirkte das Volksmusikensemble BÉCSI BANDA mit großem Erfolg mit. In Erinnerung an Zoltán Kodály konnte man feststellen: wo ungarische Lieder gesungen und ungarische Tänze getanzt werden, gibt es keine Probleme mit der Identität.
Am 19. April führte das JÓKAI-THEATER aus KOMARNO (KOMÁROM) das Drama von András Sütő Egy lócsiszár virágvasárnapja (Palmsonntag eines Rosshändlers) auf. In der Saison 2007/2008 beging das Theater den 55. Jahrestag seines Bestehens. Aus diesem Anlass wurde ein Repertoire zusammengestellt, das auch Perlen der ungarischen Dramen-Literatur beinhaltete. Die gut gelungene Aufführung quittierte das Publikum mit großer Anerkennung und stürmischem Applaus.
Am 8. Mai hielt der Historiker, Univ.-Dozent Dr. LÁSZLÓ CSORBA einen Vortrag über ungarische Andenken in Rom sowie über die historischen Beziehungen zwischen Ungarn und Italien. Der langjährige Direktor der Ungarischen Akademie in Rom a.D. ist nicht nur ein hervorragender Kenner des Themas, sondern auch ein begnadeter Vortragender.
Zwischen dem 14. und 19. Mai sind wir in Rom gewesen, wo wir unter der fachkundigen Führung von Dr. Csorba ungarische Gedenkstätten der italienischen Hauptstadt besichtigten. Die Vielfalt von Schauplätzen und Themen faszinierten unsere Reisegruppe. Es war ein aufregendes Ereignis, uns mit altchristlichen Basiliken, Palästen, Kirchen der Renaissance und des Barock sowie mit modernen Denkmälern vertraut zu machen.
Im Mai ist das jüngste Jahrbuch des Vereins mit dem Titel Változó világunk (Unsere Welt im Wandel) fertig geworden. Als Jubiläumsausgabe, Band Nr. 15, enthält es, wie gewohnt, interessante Artikel und Beiträge. Schon bisher sind immer wieder zahlreiche Zuschriften der Anerkennung bei uns eingelangt. All den Mitgliedern, die uns unterstützen, werden wir das Jahrbuch bei Veranstaltungen im Herbst überreichen.
Gern weisen wir auch auf die ständig aktualisierte Website unseres Vereins (www.europaclub.at) hin, auf welcher neben den Grunddokumenten des Vereins Einladungen zu aktuellen Veranstaltungen, Berichte und verschiedene Artikel zu finden sind. 300 bis 400 Besucher im Monat werden auf unserer Homepage registriert.
Wir sind fest davon überzeugt, dass der „Europa”-Club seine Existenzberechtigung zum Fortbestand hat. Dazu bedarf es jedoch auch Ihres Interesses und Ihrer Teilnahme.
András Smuk