Veranstaltungen 2006 Frühling
Was belebt, das erhält Leben!
Alle westlichen Institutionen, welche Ihre Muttersprache und Nationalkultur schützen, so zum Beispiel auch der "EUROPA"-Club, sind mit Prometheus zu vergleichen. Nach der griechischen Mythologie hat Prometheus das Feuer für den Mensch gestohlen und lehrte den Menschen Handwerke. Zur Strafe hat ihn Zeus an den Felsen des Kaukasus gekettet; dort riss ihm ein Geier die Leber heraus.
Unsere Zukunft wird nur so sein wie wir das Heute formen können. Wenn unsere Mitglieder die nationale und muttersprachliche Kultur nur beengt oder als unvollkommene Formation bekommen, wird auch der Morgen, die Zukunft so sein. Daher ist die Pflege unserer Sprache und Erhaltung unseres geistigen Erbes auch weiterhin unser Ziel.
Was haben wir in dieser Richtung von Jänner bis Juni 2006 getan?
Die Saison haben wir mit einem Monodrama begonnen: Helena Patka rief die leidgeprüfte und verdammte Júlia und Petőfi, die Eheschließung trotz des väterlichen Verbotes in Erinnerung. Die Hochzeit des Dichters, die Ereignisse der März-Revolution 1848, werden an diesem Abend lebendig. Helena Patka versuchte mit Hilfe der Kalendereintragungen von Júlia Szendrey, welche mit Petőfi in Verbindung stand, die Erinnerungen an ihn aufleben zu lassen.
Im Anschluss an die ordentliche Generalversammlung wurden Videofilme über die Vereinskulturreise ins Baltikum und in den Drauwinkel (Kroatien) vorgeführt. Früher waren wir nur im Gebiet des ehemaligen bzw. geschichtlichen Ungarns unterwegs. Im Mai 2005 ging die Fahrt zum zweiten Mal ins Baltikum. Diesmal von Riga nach Süden, mit dem Ziel Litauen, wo Orte mit ungarischen Gedenkstätten und Erinnerungen besucht wurden. Dazu zählt vor allem die Universität in Vilnius, welche, als älteste Universität des Baltikums 1579 von István Báthory gegründet wurde. Vom 22. bis 25. September haben wir, von Dorf zu Dorf fahrend, die Kulturstätten und Erinnerungen der seit 1000 Jahren im Drauwinkel und Slawonien lebenden Ungarn gesucht: Wir mussten feststellen, dass sich die Zahl der Ungarisch sprechenden Bevölkerung bis heute deutlich vermindert hat: im Jahr 1953 wurden in Kroatien noch 47.000 Ungarn registriert, 2001 waren es nur mehr 16.000. Die Einkind-Familien und der Mangel an örtlichen Schulen hat die Assimilation erleichtert.
Auf unsere Einladung waren das Szigligeter Ensemble des Nationaltheaters von Nagyvárad am 25. Februar und das Gyula Illyés Nationaltheater von Beregszász am 25. März zu Gastspiel bei uns. Die Nagyvárader führten das Endspiel von Dürrenmatt auf, welches eine Komödie der Tragödie der bürgerlichen Ehe ist. Die abwechselnd tragischen, grotesken und humoristischen Einfälle in der Rollenverteilung, unter der gekonnten Regie von Miklós Parászka, sowie die drei beeindruckenden Schauspielerleistungen, haben dem Abend eine besondere Note verliehen. Mit großem Erfolg zeigten die Beregszászer die aufrüttelnde Tragikkomödie "Tóték" von István Örkény.
Am 9. März haben wir einen volkskundlichen Abend gestaltet und das Buch "Schafwiegen in Visa" von Tamás Henics vorgestellt. Die Tradition des Schafwiegens gibt es noch heute in Visa, im Gebiet von Mezőség (Siebenbürgen): Am Tag des Heiligen Georg erneuert sich die Gegend, die Tiere und auch die Menschen. Dies wird mit Tanz und Mulatság gefeiert. Tante Erzsi und Onkel János aus Visa tanzten in Würde die von ihren Vorfahren übernommenen Tänze. Die Musiker aus Magyarpalátka musizierten so lange, bis unsere frohe Gesellschaft auch zu tanzen begann. Übrigens wurde dieser Abend mit den Wiener Kroaten gemeinsam gestaltet.
Nicht zufällig kam die Ausstellung "Die Portrait-Galerie unserer Könige und Heiligen des "Hauses-Árpád" nach Pressburg, der heutigen Hauptstadt der Slowakei. Pressburg hat viele Verbindungen mit den ungarischen Königsfamilien. Zur Ausstellungseröffnung kamen viele Mitglieder des "EUROPA"-Clubs und Mitglieder des Pressburger Casinos. Die ehrenvolle Eröffnung nahm Ágnes Biró, Staatssekretärin des Ministeriums der Slowakischen Republik für Kultur vor. "Die Zusammenarbeit der Wiener-Pozsonyer war erhebend, welche die Erinnerung an frühere Zeiten wachrief", war in der 19. Ausgabe der "Freie Zeitung" zu lesen.
Am 30. April hatten wir einen "runden Tisch" mit Miklós Duray, dem Abgeordneten des Pozsonyer (Pressburger) Parlaments. Die Diskussionsrunde moderierte der Publizist und Fernsehredakteur Zoltán Tófalvi (aus Marosvásárhely). An diesem Abend trug Ágnes Bárdos aus Szenc (Slowakei) zum Thema passende Gedichte vor. Auch aus den Wortmeldungen ging klar hervor, dass die Volksabstimmung über die Doppelstaatsbürgerschaft vom 4.12.2005, keinen guten Erfolg hatte, außer dass die Ungar-Ungar-Beziehung dadurch noch empfindlicher wurde.
Es gibt ein bekanntes Sprichwort, das besagt, dass ein gutes Buch auch eine Seele hat. Diese Aussage gilt ganz bestimmt auch für das Buch mit dem Titel "Gyöngyszemek Kulturhistorische Werte in Westpannonien", welches am 27. April im Festsaal der ungarischen Botschaft durch Péter Markó (Präsident der Versammlung des Komitates Vas), Károly Alexa (Universitätsprofessor und Literat), sowie László Boda (Leiter und Herausgeber in Szombathely) vorgestellt wurde. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgte das Trio Dohnányi aus Szombathely. Es ist unsere Überzeugung, dass dieses Buch bei vielen Menschen zur Verstärkung der pannonischen Identität beitragen wird.
Am 7. Mai begrüßten wir mit einem feierlichen Programm den Homo Musicus, Sándor Szokolay zu seinem 75. Geburtstag. Szokolay komponierte 6 Opern, 3 Symphonien und mehrere Werke für Chor. Der Komponist und Denker wurde von der in Felsőlővő (Oberschützen) lebenden und an der Grazer Universität lehrenden Éva Radics begrüßt, die den Feiernden, ein paar Wochen zuvor, mit einem Buch überraschte. Als Rahmenprogramm erklangen Kompositionen von Szokolay, sowie für ihn geschriebene Gedichte. Diese Feier hatten wir gemeinsam mit der Wiener Ungarisch-Evangelischen Gemeinschaft und der Gesellschaft Péter Bornemisza organisiert.
Vom 20. bis 30. Mai haben wir ungarische Gedenkstätten in der Türkei aufgesucht. Diese Türkeireise wurde besonders durch die 100-Jahrfeier der Rückbringung der Asche von Ferenc Rákóczi II. und Miklós Bercsényi, sowie durch die Feier zum 50. Jahrestag der ungarischen Revolution des Jahres 1956, aktualisiert. Auf dieser Reise war uns Istanbul am wichtigsten, gefolgt von Rodostó (Emigrationsort von Rákóczi) und Kütahya (Emigrationsort von Kossuth). (An dieser Stelle wollen wir nicht näher auf die Details der Reise eingehen und verweisen dazu auf unser Jahrbuch).
In der Zwischenzeit erschien der 13. Band unserer Jahrbuchreihe, in welchem wir nicht nur die Texte der Vorträge wiedergeben, sondern auch ausführlich über die Rundreise im Baltikum und Drauwinkel berichten. Das neu erschienene Jahrbuch überreichen wir mit Freude unseren Freunden und Mitgliedern. Fotos, welche während der Ausflüge gemacht wurden, kann man auf der Homepage finden.
Unsere ständig aktualisierte Homepage (www.europaclub.at) soll Ihnen zur Orientierung über unsere Aktivitäten dienen. Bitte informieren Sie sich!
Der im Dienste der ungarischen Kultur stehende und von der 56-er Jugend gegründete Verein "EUROPA"-Club ist der Meinung, durch seine Aktivitäten die von ihm gesteckten Ziele zu erreichen und damit Ihrer finanziellen Unterstützung würdig zu sein.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt jährlich Eur 28,- und für Pensionisten Eur 15,-.
Mit freundlichen Grüssen
Smuk Andras
Generalsekretär