Veranstaltungen 2006

2006. 01. 01.

VERANSTALTUNGEN DES UNGARISCHEN KULTURVEREINS
„EUROPA" – CLUB 2006
Seit Bestehen des Vereines „Europa-Club" war man stets bestrebt die hier lebenden ungarischsprachigen Menschen zu erreichen, sowie die ungarische Kultur in der Muttersprache, die Gedenktage der Ungarn in ihrer wechselvollen Geschichte u.s.w. in den Menschen wach zu halten. 
Das Jahr 2006 war für die Ungarn ein besonderes Gedenkjahr hinsichtlich der Revolution von 23. Oktober 1956, die auch unsere Themenwahl in der Programmgestaltung prägte. Europas Teilung nach dem 2. Weltkrieg in zwei feindliche politische Lager, das Streben der Polen 1956 nach Freiheit, der Aufstand der Ungarn gegen die kommunistische Tyrannei und die Sowjetbesatzung des Landes war bei unseren Veranstaltungen vorrangig gegenwärtig. 
Die Theaterabende in ungarischer Sprache die unser Verein veranstaltete, trafen unter unseren Vereinsmitgliedern auf großen Zuspruch ebenso die alljährlich veranstalteten Vereinsreisen.
Wir verfolgen ein Ziel: Mit anderen ungarischen Vereinen und Vereinen anderer Folksgruppen in Österreich wie z.B. den Burgenland-Kroaten gemeinsame Veranstaltungen ab zu halten. Diese Vielseitigkeit unserer Tätigkeit ist im Sinne Aller, um einander, das Land, die Leute und andere Kulturen nicht nur die Eigene näher kennen zu lernen.
Wir begannen unser Vereinsjahr mit einer literarischen Veranstaltung am 12. Jänner 2006. Aus dem Briefwechsel Júlia Szendreys mit ihrem Bräutigam und späteren Ehemann Sándor Petöfi, dem wohl bekanntesten ungarischen Dichter weltweit, sowie aus seinen Gedichten haben die Bühnenkünstler Helena Patka und Attila Kaszás ein lyrischen Bouquet zusammengestellt. 
Die Generalversammlung am 26. Januar 2006 begann mit dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes und der Wahl des Neuen. In den letzten Jahren ist es zum fixen Programm geworden, am Beginn des Vereinsjahres jenen Videofilm zu zeigen, der über unsere letzte Vereinsreise berichtet. So konnten die Anwesenden unsere Frühjahrsreise nach Lettland und Litauen, sowie die Herbstreise nach Kroatien auf der Leinwand miterleben. Der Filmemacher war diesmal unser Vereinskassier Mag. Endre Kautny.
Einer der großen Dramatiker des 20. Jahrhunderts war Friedrich Dürrenmatt dessen Komödie „Play Strindberg – Porträt eines Planeten", eine sardonische, unverschämte aber sehr lustige Ehekomödie am 25. Februar 2006 vom Ensemble des Staatstheaters von Nagyvárad (Rumänien) mit größtem Erfolg aufgeführt wurde. 
Wie sehr unser Verein bestrebt ist Bräuche der ungarischen Gebiete, die das ganze Karpaten Becken durchziehen, unseren Vereinsmitgliedern und Anderen bekannt zu machen kann man anhand der Veranstaltung „Juhmérés Visában" erkennen. Es handelt sich um einen jahrhundertealten Brauch der siebenbürgischen Visa, heute Rumänien, den wir in dem Burgenländisch-Kroatischen-Kulturzentrum am 9. März 2006 wieder belebten. 
Es mag in fremden Ohren kurios klingen, dass bei dem jährlichen Ungarischen Theaterfestival gerade eine Theatergruppe den Hauptpreis gewinnt, die in einem Land beheimatet ist, das außerhalb der politischen Grenze Ungarns liegt, nämlich in der heutigen Ukraine. Die Schauspieler des Ungarischen Nationaltheaters „Gyula Illés" aus Beregszász stellten uns am 25. März 2006 das Drama „Tóték" des ungarischen Schriftstellers István Örkény vor.
Am 1. April 2006 hat unser Verein nicht zum ersten Mal einen Tagesausflug samt Führung in die slowakische Haupt- und Krönungsstadt aus der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, Pressburg veranstaltet. Der Glanzpunkt dieser Veranstaltung war die Eröffnung einer Ausstellung im alten Casino der im Burgenland lebenden ungarischen Künstlerin Borbála Takács, die Könige des ungarischen Herrscherhauses Árpád mittels Hinterglasmalerei darstellte. 
Der stille Beobachter steht mit Unverständnis vor der Tatsache, dass die Spaltung innerhalb des Ungarischen Nation 85 Jahre nach der Teilung Ungarns, mit dem Vertrag von Trianon eine Tiefe erreicht hat, wie nie zuvor in der Vergangenheit. Im Dezember 2004 ließ die ungarische Staatsführung eine Volksabstimmung mit folgender Frage durchführen: Sind die Staatsbürger Ungarns damit einverstanden, dass ihre ungarischen Landsleute außerhalb der Staatsgrenzen die gleichen Rechte in Ungarn haben sollen, die sie selbst haben, oder nicht? Die Antwort der befragten Bürger war nein. Die ungarische Bevölkerung der Nachfolgestaaten reagierte mit großer Enttäuschung auf dieses Ergebnis. Zu diesem Thema wurde der ungarische Parlamentsabgeordnete in Pressburg Dr. Miklós Duray vom Journalisten Zoltán Tófalvi aus Neumarkt in Siebenbürgen am 20. April 2006 befragt.
Unter dem Titel „Perlen West Pannonien´s" veranstaltete der „Europa"- Club am 27. April 2006 im Prunksaal der Ungarischen Botschaft in Wien eine Buchpräsentation. Diese Präsentation wurde vom musikalischen Rahmenprogramm des „Dohnányi Trios" abgerundet.
Aus Anlass des 75. Geburtstages des ungarischen Komponisten Sándor Szokolay gab es am 7. Mai 2006 gemeinsam mit dem Kulturverein der Wiener Ungarischen Protestantischen Gemeinde AB „Péter Bornemisza" eine gemeinsam gestaltete Jubiläumsveranstaltung in den Räumlichkeiten der Evangelischen Gemeinde im 7. Bezirk. Die Musikprofessorin, Dr. Éva Radics, die am Grazer Konservatorium unterrichtet, sprach mit dem Jubilar über sein Lebenswerk. Den literarischen wie musikalischen Teil dieses Programms gestalteten die Schüler der Ungarischen Wochenendschule in Wien, sowie ungarische Studenten, die in Wien Musik studieren.
Die Frühjahrssaison 2006 schlossen wir mit einer überaus erfolgreichen Reise in die Türkei ab. Vom 20.-30. Mai waren wir dort auf der Suche nach jenen Gedenkstätten, die durch die Flucht, vor den Repressionen der Machthaber im eigenen Land, in den vergangenen Jahrhunderten von großen Männer Ungarns errichtet wurden. Wir besuchten außerdem Ausgrabungen aus Zeiten der griechisch-römischen Antike. 
Vor 50 Jahren, nach der Niederschlagung der Revolution in Ungarn, ging dem Land eine ganze Generation verloren. Darunter viele Intellektuelle, Schriftsteller und Dichter. Sie gingen ins Exil blieben aber nicht stumm. Einer von ihnen ist der in London lebende Literaturgeschichtswissenschafter, Universitätsprofessor ad. und Gründer der ungarischen Literaturwerkstatt „Szepsi Csombor Márton" Prof. Lóránt Czigány . Er sprach unter dem Titel „Das Andenken des Kataklysma" am 14. September 2006 über Werke von in den Westen geflohenen ungarischer Literaten, die rückblickend an das Geschehen im Oktober 1956 das Grauen beschrieben. Vier junge ungarische Studenten und Studentinnen rezitierten, unter der Mitwirkung von zwei Musikern, Gedichte und Prosa jener Schriftsteller und Dichter. 
Am 26. September 2006 veranstalteten wir im Collegium Hungaricum in Wien wieder einen Literaturabend. Der ungarische Schauspieler Imre Boráros aus Komarom in der Slowakei rezitierte Gedichte und Lieder von ungarischen Dichtern. Das Motto war „Unsere Verluste – du meine Heimat bist so weit von mir entfernt". Es wurde auch eine Filmdokumentation der Revolution 1956 gezeigt.
Das ungarische Monatsmagazin „Nök Lapja" (Magazin der Frauen) feierte im 2006 sein 50. Jubiläum seit seiner Gründung. Aus diesem Anlass baten wir am 21. September 2006 die Redakteure und „seinen geschätzten Philosoph", den Schriftsteller Peter Müller in Wien im Collegium Hungaricum zu einem Gespräch am Runden Tisch. Die Moderatorin dieses Abends war Lilla Koronczay. 
Im Ausland ist in der Öffentlichkeit kaum bekannt, dass es in der ehemaligen Sowjetunion nach der Annektierung des Baltikums im 2.Weltkrieg durch Stalin, einen mehr als 15 Jahre lang andauernder Guerillakampf gab. Die so genannten „Waldbrüder" operierten in allen drei baltischen Staaten, Estland, Lettland, Litauen, dies verband sie in „ewiger Bruderschaft". Diesen Freiheitskampf der Balten sowie den Freiheitskampf der Ungarn hat Gergely Pongrátz filmisch anhand authentischer Filmaufnahmen miteinander verbunden. Über dieses Thema hat am 5. Oktober 2006 der ungarische Filmregisseur László Balogh unter dem Titel „Die Wallfahrt der Freiheit" referiert und seinen Film erstmalig in Wien gezeigt.
György Spiró, der in unserer Zeit einer der bekanntesten und meistgespielten Dramatiker in Ungarn ist, legt in seinem Theaterstück „Quartett" dem Zuschauer die Skizze einer zusehends trostloseren Gesellschaft vor. In dieser Komödie konnten wir am 14. Oktober 2006 die triste Lage der Bevölkerung Ungarns, den täglichen Überlebenskampf nach der Wende, verfolgen. Ein Schauspielerquartett aus Kassa in der Slowakei bot uns einen dramatischen Hochgenuss.
2006 haben wir zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte mit unseren Vereinsmitgliedern eine Art „Pilgerfahrt" nach Bad Deutsch Altenburg unternommen. In dieser Gemeinde gibt es eine gotische Kirche, derer Gründung nach Überlieferung bis in das 12. Jahrhundert. zurückgeht. Viele Jahre lang war sie eine beliebte Pilgerstätte der westungarischen Bevölkerung. Auf dem Friedhof rund um die Kirche gibt es eine symbolische Grabstätte dieser Ungarn. Am 11. November 2006 fuhren wir nach Deutsch Altenburg und nahmen an einer ökumenischen Feier teil mit anschließender Einweihung eines Grabpfahls durch den Diözesanbischof von Vác in Ungarn Dr. Miklós Beer. Diese Veranstaltung gestalteten der Verein der Wiener Ungarischen Protestantischen Gemeinde AB, der Wiener Ungarischen Protestantischen Gemeinde HB, der Verein der Siebenbürgenungarn in Österreich und die Organisation der Ungarn in Pressburg CSEMADOK mit.
Am 18. November gab es den letzten Theaterabend der Herbstsaison mit der Theatergruppe „Ensemble Szigliget" aus Nagyvárad (Großvardein) in Rumänien. Sie spielten uns eine Bauernkomödie mit dem Titel „Indul a bakterház" (Das Bahnwächterhaus fährt los) vor.
Die vorletzte Veranstaltung galt dem Dichter, Schriftsteller und Zeitungsverleger von „Nemzetör" (BRD München) Tibor Tollas, der Leitfigur der ungarischen Emigration nach dem zweiten Weltkrieg in den Westen und des Widerstandes gegen die bolschewistische Tyrannei in Ungarn. Seine Freunde und Kenner aus nächster Nähe waren der in Österreich lebende Journalist und ehemalige Mitarbeiter Dr. László Juhász und der ungarische Lehrer, Publizist und derzeitige zweite Parlamentspräsident in Ungarn Sándor Lezsák. Sie sprachen am 7. Dezember 2006 über ihn. Sie erzählten von seinen Werken als Dichter, als politisch denkender Mensch, als Sprachrohr für die Freiheit in Ungarn und für die Völker im Kerker in Osten von Europa. Und nicht zuletzt von einem Mensch, der mit dem Klingelbeutel in der Hand um die Erdkugel reiste, um Spenden für Projekte zu sammeln, die das Weiterleben von ungarischen Institutionen im Westen ermöglichten. Dazu gab es als Rahmenprogramm ein aus seinen Gedichten und Gedichten anderer Dichter zusammengestelltes Programm, vorgetragen von Schüler der ungarischen Wochenendschule in Wien und ausgearbeitet von ihrem Lehrer Mag. Ferenc Lengyel. 
Die Schlussveranstaltung im Vereinsjahr ist immer die Weihnachtsfeier. Am 16. Dezember 2006 fand dieses gesellige Beisammensein mit unseren Mitgliedern statt. Wir bekamen von Ilonka Nyisztor aus Pusztina in Rumänien eine Kostprobe von Lieder und Gedichte aus der „Brauchtruhe" der Ungarn (der Csángós) dieser außerhalb der Karpaten liegenden Region, die noch immer die archaische ungarische Sprache sprechen. 
Mag. Endre Kautny